Mittwoch, Dezember 17, 2008

Strasbourg 16.Dezember

Während ich gerade am offenen Fenster sitze (da trotz Nichtraucherschildern mein Hotelzimmer wie eine Kneipe stinkt) und dabei eine Creme Caramel verspeise (die es so nur in France gibt) lasse ich die ersten anderthalb Tage in Strasbourg Revue (dada!!) passieren. (Für die Nichteingeweihten, ich darf eine Sitzungswoche miterleben – nicht den Weihnachtsmarkt wie meine Schwester unlängst behauptete).

Also erste Eindrücke:
TGV – wenn der ICE so verrottet aussehen würde, hätte die Bahn nicht nur ein Problem mit den Achsen.

Weihnachtsmärkte – für eine Stadt die sich selbst Weihnachtshauptstadt nennt, ist Glühwein aus Plastebechern eher kläglich. Sonst Allerweltskrimskrams.

Parlament – sinnvolle Beschilderung ist total überbewertet, hier bekommt der „Dschungel Europa“ eine ganz handfeste Bedeutung.

Französisch – wer dachte Englisch wäre die Lingua, ist auf dem Holzweg, hier ist es eindeutig Französisch. Je suis desolée...  Vorsätze fürs neue Jahr (tbd)

Der Pate – es gibt ihn. Hier. Alejo Vidal Quadras. Fast vom Hocker resp. der Besuchertribüne gefallen vor Lachen als er Präsident Pöttering ablöste. Komische Blicke geerntet.

Preise – für jemanden der noch Mensa-Preise und Studentenermäßigungen in Berlin und Dresden gewöhnt ist, ein ziemlicher Schocker. Drei eher übersichtliche Pfannkuchen für 6,50 in der Kantine. Autsch.

Babylon – sicherlich viel zu nahe liegend, aber dieses Sprachenwirrwarr ist faszinierend, und die dahinter stehende Organisation des Dolmetscherdienstes beeindruckend. Nur die Kopfhörer schmerzen auf die Dauer.

Sitzungswoche – ich habe wohl die coolste Woche des Jahres erwischt (abgesehen von den Weihnachtsmärkten ;-):
1. Heute war Sarkos Verabschiedung als Ratspräsident – reden kann er ja, und wirkt dabei ständig wie ein kleiner schelmischer Junge. Französischer Charme?
2. Außerdem ist großer Show-Down fürs Klima-Paket – heute gabs die Aussprache morgen wird abgestimmt. (Auch wenn ich weiß, dass im Sinne der Arbeitsfähigkeit ein Parlament nicht ständig vollbesetzt sein muss/sollte, war die Präsenz während der Aussprache schon enttäuschend. Man fragt sich für wen die das machen, denn Öffentlichkeit ist das nicht, 100 Leute auf den Besuchertribünen, davon die Hälfte Stagiaires.)
3. Sacharow-Preis – Das Europäische Parlament verleiht morgen zum 20. Mal den Preis für geistige Freiheit. Der Preisträger Hu Jia sitzt in China im Gefängnis. Dafür waren heute zum Jubiläum die früheren Preisträger zu einer Feier und Diskussion geladen. Sehr beeindruckend fand ich Hauwa Ibrahim, Menschenrechtsanwältin in Nigeria.

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